Die Beziehung von Kunst und Religion ist in der Moderne immer
schwieriger, um nicht zu sagen hochproblematisch geworden.
Dabei waren sie ursprünglich fast Geschwister. Bereits die
frühesten Zeugnisse der Kunst verweisen auf religiöse Praxis;
der Zusammenhang von Sakralität und Ästhetik ist lange ein
Kultur-merkmal des Christentums geblieben.
Das gemeinsame Band ist zertrennt - aber wer hat es durchschnitten,
die Kunst oder die Religion? Seit dem 19. Jahrhundert wollten
die Künstler frei sein, keiner Instanz, keiner Autorität,
keinem Ideal verpflichtet - außer der eigenen Autonomie. Dieser
Weg hat die Kunst von der Gesellschaft entfernt und isoliert.
Das Christentum zog sich zurück auf persönliche Innerlichkeit,
auf Traditionspflege, auf das Soziale; es arrangierte sich
mit der herrsch- enden Wissenschaft, um nicht als weltfremd
zu erscheinen. Ist das der Weg einer Offen-barungsreligion,
die zum Heiligen hinführen, die Menschen und die Natur erlösen
soll?
Während die Theologie noch um die Richtung streitet, zeigen
moderne Künstler wie Jackson Pollock, Barnett Newman und Joseph
Beuys, wie brüchig die Konventionen von Kunst und Religion
geworden sind. Sie suchen inmitten des scheinbar Profanen
das verborgene Sakrale. Diesen historischen Prozeß bewußt
zu machen, mögliche Korrespondenzen zwischen Sakralität und
Moderne zu klären, ist Anliegen des Buches.
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